Der Nikolaus ist nicht der Weihnachtsmann

Nikolaus versus Weihnachtsmann

Kurz gesagt ist Nikolaus ein Heiliger, der damals als Bischof in Kleinasien lebte. Er spendete Hilfe an Kinder und Hilfsbedürftige. Der Weihnachtsmann dagegen ist eine Märchenfigur, die mit einem Rentier-Schlitten durch die Luft fliegt. Der Nikolaus hat mit dem Weihnachtsmann eigentlich nichts zu tun.

Bis um das Jahr 1800 war der Nikolaustag vielerorts der Hauptbeschertag für die Kinder. Erst später wurde der Nikolaus vom Christkind und Weihnachtsmann (=Werbegag von Coca-Cola) mehr und mehr aus seiner Rolle als Gabenbringer verdrängt.

Von wo kommt der Nikolaus eigentlich?

In Deutschland, England oder in den USA schauen die Kinder nach einem Mann, der mit einem großen Schlitten unterwegs ist. Niederländische Kinder sehen aufs Meer: Mitte November dampft "Sinterklaas" auf einem Schiff aus Spanien ein und bringt Geschenke für den "Pakjesavond", den Paketabend, am 5. Dezember. Seine Ankunft wird live im Fernsehen übertragen und hat Einschaltquoten wie ein Fußball-Länderspiel.

In Skandinavien richten sich die sehnsüchtigen Blicke in den Himmel: Im hohen Norden wissen alle Kinder, daß der Weihnachtsmann auf einem Rentier-Schlitten durch die Luft geflogen kommt. Ganz und gar uneinig darüber sind sie sich aber über die Heimat des "Nikolaus". Die Dänen sind ganz sicher, daß der "Julemand" im ewigen Eis von Grönland wohnt. Die Finnen wissen, daß die Heimatstadt von "Joulupukki" in Korvatunturi in Lappland liegt.

Die amerikanischen Kinder kennen sogar den Namen des vierbeinige Gefährten von "Santa Claus": Das Lied vom Renntier "Rudolph Rotnase" ist ein Klassiker - von New York bis Hawaii.

Terminplan des Gabenbringers

Nikolaustag ist am 6. Dezember. Gefeiert wird dieser mit dem Brauch, seine Stiefel mit Heu und Karotten zu füllen (für das Pferd von Nikolaus) und sie dann vor die Tür zu stellen. Als Dank bekommt man dann etwas Leckeres in Form von Obst, Nüssen oder Süßigkeiten. In den Niederlanden wird sogar am Vorabend (5. Dezember) das "heilige Abendlein" gefeiert mit Geschenken und Gedichten.

In Rußland müssen sich die Kinder sogar bis zur Silvesternacht gedulden. Dann kommt Ded Moros (Väterchen Frost) - der östliche Bruder des Weihnachtsmannes - zusammen mit seiner Enkelin Snegurotschka, dem Schneemädchen, und bringt Geschenke. Das eigentliche Weihnachtsfest feiern die orthodoxen Christen in Rußland allerdings erst in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar.

Wie Nikolaus aussieht

Obwohl er nachts kommt und ihn eigentlich nie jemand zu sehen bekommt, wissen die Kinder ganz genau wie er aussieht. Er trägt einen weißen Rauschebart, einen langen roten Mantel und einen dicken Sack mit Geschenken über der Schulter. Früher waren da Apfel, Nuß und Mandelkern drin. Damit lassen sich die Kinder heute nicht mehr gerne abspeisen. Daß der Nikolaus als Bischof im kirchlichen Ornat mit Mitra, Bischofsstab und goldenem Buch kommt, ist in Deutschland und vielen anderen Ländern in den letzten Jahrzehnten immer mehr in Vergessenheit geraten. In den Niederlanden dagegen wird Nikolaus immer noch als Bischof dargestellt, der mit seinem Schimmel über den Dächern reitet.

Besonders in Japan wären Kinder über diesen alten Brauch enttäuscht. In diesem nichtchristlichen Land ist die Weihnachtszeit vor allem eine Zeit des Kaufens. Der Weihnachtsmann darf hier auch ruhig weiblich sein. In Nippons Konsumtempeln posieren gertenschlanke Japanerinnen in roten Miniröcken und engen "Santa-Claus"-Jäckchen, um die Kunden so richtig in "Kurisumasu"-Stimmung zu bringen.

Woher das Rot des Mantels kommt

Nikolaus lebte Anfang des 4. Jahrhunderts und war Bischof von Myra in Kleinasien (das heutige Demre in der Türkei). Viel mehr ist historisch nicht belegbar, doch erzählen alle Legenden von seinem sehr tatkräftigen und teilweise auch kämpferischen Einsatz für Hilfsbedürftige.

Seit der Aufklärung, stärker im 19. Jahrhundert, wurde Nikolaus oft als Erziehungsinstrument eingesetzt. Auch aus reformatorischer Kritik an der katholischen Heiligenverehrung heraus entstand etwa zur gleichen Zeit die Vorstellung vom Weihnachtsmann, der - im Unterschied zur Mitra des Bischofs - mit einer Zipfelmütze dargestellt wird.

Wer sich fragt, woher die rote Farbe des Mantels kommt, mag sich zum einen erinnern an den roten Bischofsmantel. Zum anderen braucht man sich nur eine Coca-Cola-Dose anzuschauen. Diesem Konzern ist es gelungen, das Bild vom Weihnachtsmann zu prägen, indem man schon vor Jahrzehnten einen Mitarbeiter als Weihnachtsmann in Coca-Cola-Farben verkleidete.