1. Rundbrief SaharaMarathon 2003

Liebe Lauffreundinnen/Lauffreunde,

die Idee, an Wohltätigkeitsläufen teil zu nehmen ist auch in Deutschland ja nicht mehr so ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist, dass ein solcher Wohltätigkeitslauf in die südlichste Wüste Sahara verlegt wird, mit all seinen Gefahren und Belastungen.

Grund hierfür ist der Umstand, dass es dort Menschen gibt, die nun seit über 27 Jahren unter unsäglich ärmlichen Bedingungen leben, Hunger und Hitze tagaus, tagein ausgesetzt sind und keinerlei Zukunftsperspektive besitzen. Die Ältesten unter ihnen kämpften um ihr Heimatrecht als Polisario noch mit der Waffe in der Hand. Sie lebten friedlich in der Westsahara, die jahrzehnte lang von Spanien kolonisiert war. Als Spanien nach dem Tod Francos seine letzte Kolonie frei gab, erhoben von Norden Marokko und Mauretanien von Süden Anspruch auf das jetzt verwaiste Gebiet und besetzten die Westsahara. Die dort lebenden Menschen wurden teilweise mit Gewalt vertrieben und fanden nach ihrer Flucht in der kargen algerischen Südsahara vorübergehend eine Möglichkeit zu leben.

Hier werden sie als Gäste Algeriens seitdem von den Vereinten Nationen versorgt, da es keinerlei Möglichkeiten gibt, durch Landwirtschaft oder Industrie sich selbst zu versorgen oder Handel zu betreiben. Das sonst seit Jahrtausenden nomadisierende Volk der Sahrawi ist dort sozusagen gefangen und wartet auf seine Rückkehr in seine angestammte Heimat. Die WHMF ist unpolitisch und erlaubt sich kein Urteil über die politischen Zusammenhänge. Ihre Teilnahme am Saharamarathon hat einen zutiefst humanitären Charakter.


Die WHMF empfiehlt allen Teilnehmern möglichst die Anschlussreise (Kamelkarawane) mit zu machen (zum Grundpreis von 875 € kommen in dem Falle 115 € hinzu), da sie einen besonders großen humanitären Charakter haben wird und es ermöglicht, engsten Kontakt zwischen Läufern und Einheimischen zu knüpfen. In der Zeit der Kamelkarawane werden spezielle Nahrungsmittel an die Teilnehmer ausgegeben, die verhindern sollen, dass Infektionen oder Unverträglichkeiten die Reise komplizieren.

Wer sich für diese Alternative entscheidet, möge sich einen kleinen Kocher (Esbit - Kocher) u. 750 ml Kochtopf im Gepäck mitnehmen. Wasser wird ebenso zur Verfügung gestellt, wie Travellunch. Wir werden unterschiedliche Travellunch Menü`s einkaufen. Diese können je nach Geschmack vor Ort getauscht werden. Anspruch auf eine bestimmte Geschmacksrichtung besteht nur insofern als auch vegetarische Gerichte angeboten werden. In diesem Falle muß vorher unbedingt dem WHMF-Büro Mitteilung gemacht werden. Selbstverständlich kann man neben 2 x täglich Travellunch sich zusätzlich mit Süßspeisen (Pudding etc), Kaffee, Tee und Honig oder Marmelade (am Besten kleine Portionsdöschen in Alupäckchen) ,Energieriegeln selbst vorbeugend versorgen.

Aus langjähriger Erfahrung heraus wissen wir, dass dies für die Stimmung sehr wichtig ist. Bitte denken Sie daran nur feste Nahrung ,die auch in der Hitze stabil bleibt, mitzunehmen. Schokolade während der Karawane ist nicht sinnvoll.

Alle jene, die aus zeitlichen oder sonstigen Gründen die kurze Reise buchen wollen werden pünktlich von Smara aus zu den Rückflügen gebracht.

Wir werden für die deutschsprachige Gruppe einen Guide haben, der Verbindungsmann zur Reiseleitung aber auch alle sprachlichen Probleme bewältigt und bislang äußerst bemüht war. Es ist nicht ganz unvernünftig, wenn man diesem am Ende der Reise ein kleines Trinkgeld gibt (max. 5 €). Er hat für seine große Familie ansonsten keinerlei Einkommensmöglichkeit.

Abreise von Frankfurt aus wird am 22. Februar 2003 sein. Wir werden mit einem Charterflug für die SaharaMarathon-Gruppe direkt nach Tindouf in Süd-Algerien fliegen. Die Flugzeit wird ca. 4,5 Stunden sein. Wir fliegen mit der Khalifa-Air, welche mit der Lufthansa ein Kooperationsabkommen hat. Die Flugzeuge sind neuerer Bauart und entsprechen allen Kriterien moderner Wartung und Nutzung.

In Tindouf angekommen werden wir mittels eines Sammelvisums nach Algerien einreisen. Sie müssen sich so weit südlich in Algerien keine Sorge um Ihre Sicherheit machen müssen. Alle Teilnehmer werden hier namentlich aufgerufen und nacheinander durch die Zollkontrollen gehen können. Hier empfangen Sie dann Ihr Fluggepäck.

Wir empfehlen für die Zeit in Algerien nicht zu viel Gepäck mit zu nehmen, da Sie dieses gelegentlich auch ein Stück selbst transportieren müssen.

Da Sie in der Zeit bei den Sahrawi ja aus dem Gepäckstück "leben" müssen ist ein Rucksack nicht unbedingt das Ideale, sollte aber wegen des bequemeren Tragekomforts gegenüber einer Reisetasche bevorzugt werden. Bitte überlegen Sie sich einen Kompromiss aus Beidem. Das Bordgepäckstück sollte die Wichtigsten Dinge enthalten, wie persönliche Papiere, Medikamente, die Sie regelmäßig nehmen, zumindest Ihre Laufschuhe. Sollte doch mal eine Tasche abhanden kommen, dann können Lauffreunde einspringen, was bei Schuhen ja sehr schwierig ist.

Mit im Flugzeug werden unsere österreichischen, niederländischen, französischen und zahlreiche amerikanische Lauffreunde fliegen. Also wird der Flug schon international. Wir werden daher auch einen Teil der Ansagen in mehreren Sprachen durchgeben. In den Lagern wird dann vornehmlich spanisch gesprochen. Die Einheimischen sprechen einen zusätzlichen arabischen Dialekt, der ihre Heimatsprache darstellt, das sog. Hassania.

Wir werden wohl im nächsten Rundbrief eine längere Liste versenden, in der die Grundkommunikation auf Hassania dann ermöglicht wird. Es wird aber auch oft englisch gesprochen, manchmal auch französisch oder deutsch.

Wenn wir nach einer ca. 1 stündigen Busreise von Tindouf nach Smara gekommen sind, werden alle auf verschieden Zelte verteilt. Ihre Gastgeber werden voraussichtlich mit großen Schildern da stehen ,welche die gleichen Anfangsnummern haben wie sie auf Ihren Kofferanhängern sind, die Ihnen noch zugeschickt werden.

Wenn Ihre Koffernummer also z. B. 18 wäre, dann hat der Gastgeber die Anfangsnummer 18. Bitte hierauf sehr aufmerksam achten.

Wir werden dann mit den Gastgebern zu ihren Zelten gehen. Der Weg ist meist nicht weit aber gibt schon den ersten Eindruck darüber, was auf uns wartet. Bitte genau orientieren, wo es entlang geht und die markanten Stellen merken, da es nicht einfach ist, die Unterkünfte wieder zu finden in den nächsten Tagen. Es gibt zahlreiche Orientierungshilfen, die vor Ort noch mal erklärt werden.

Bei den Gastgebern angekommen wird man erst mal an einer Teezeremonie beteiligt. Dies ist höchstes Gut der Gastfreundschaft und man darf auf keinen Fall den sehr süß schmeckenden Tee verweigern. Bitte bedenken Sie, dass diese Zeremonie wahrscheinlich Hunderte, wenn nicht Tausende von Jahren alt ist und beobachten Sie, mit welcher Inbrunst und Geschicklichkeit sie gehandhabt wird. Der viele Zucker im Tee ist gewiss auch eine Form sich genügend Kohlenhydrate zu zuführen wobei man über den Sinn dieser "Nahrung" natürlich streiten könnte.

Dies ist auch der Grund, warum wir Sie bitten grünen Tee als Geschenk für die Gastfamilien mit zu bringen, hier ist ausschließlich grüner Tee geeignet und zwar der bröseligste, wahrscheinlich eher sonst als Abfall bezeichnete "Staub", der beim Teeverarbeiten abfällt. In guten Teeläden wird man das wohl wissen.

Der 23.2.2003 wird dann zum Eingewöhnen sein. Ebenso verbringen wir die Zeit mit der Laufregistrierung, Nummernausgabe, etc. Am nächsten Tag geht es schon früh aus den "Federn" , es wird gleich nach einem kurzen Frühstück nach Al Ayoun gehen, wo der Start zum Marathon stattfindet. Die Zeiten für die Ultraläufer werden sich etwas von den Marathon Läufern unterscheiden, da diese etwas später starten.

Nach dem Zieleinlauf gehen wir zu unseren Gastgebern und abends findet dann ein Essen mit Siegerehrung statt. Wer nicht kurz danach zurück fliegt, wird noch einige Tage mit der Karawane durch die Sahara wandern. Hiernach geht es dann mit Allen zurück nach Frankfurt. Die genauen Daten schicken wir im 2. Rundbrief.

Vor dem Abflug in Frankfurt erhaltet Ihr folgendes: Flugschein, Lunch Paket (bitte für den Transport Tindouf nach Smara verwahren, dort erst aufbrauchen).

Tüten als Hygiene Beutel. Die Toiletten sind "Plumps-Klos" mit einer recht kleinen Öffnung, was den Vorteil hat, dass man nicht reinfallen kann :-) Klo-Papier würde die Toiletten leicht unbrauchbar machen, daher sollte das Klo-Papier in die Tüten getan werden, diese verschließt man und legt sie neben das Klo. Die Tüten werden dann entsorgt.

Bitte bringt neben den evtl. notwendigen persönlichen Medikamenten noch folgende mit:

  • Loperamid XX Tabletten (falls es zu Durchfall kommt)
  • Gastrosil-Tabletten (gegen Übelkeit)
  • Aspirin o. ä. Schmerzmittel, mit dem man selbst bislang gute Erfahrung gesammelt hat.
  • Pflaster, ggf. Mercuchrom, Magnesium und Salztabletten (Schweden-Tabletten).
  • Bitte besorgen Sie auch genügend Perenterol Tabletten (gegen Durchfall auf natürlicher Basis), da Sie täglich 3 Kapseln nehmen sollten, auch wenn Sie keinen Durchfall haben. Dies verhindert in den meisten Fällen dann eine Infektion des Darmes mit seinen schwierigen Folgen.

Bitte nur Wasser aus Flaschen trinken, die sicher sauber sind. Unverschlossene Flaschen sollten stehen gelassen werden, wenn sie noch ganz voll sind. Bei jeder Form des Durchfalles ist einer der begleitenden Ärzte zu informieren!

Weitere Ausrüstungsgegenstände:

  • 1 Taschenmesser, mit Schere etc.(SCHWEIZER MESSER) Wichtig! NICHT INS HANDGEPÄCK
  • 1 Taschenlampe/Stirnlampe mit neuen Batterien und ggf. neuer Glühbirne
  • 1 Satz Ersatzbatterien
  • Nähzeug
  • 8 Sicherheitsnadeln
  • Trinkflasche für den Lauf, die möglichst in einer Hüfttasche getragen wird mit Fach für Riegel, Foto etc.
  • 1 Brustbeutel für Personaldokumente
  • Sonnenbrille mit seitlichem Windschutz (Sandsturm)
  • Läufermütze mit Nackenschutz
  • Sonnenöl und Lippencreme
  • Laufschuhe mit Gamaschen (da ist jedermanns Fantasie gefragt, da sonst dauernd Sand zu schaufeln ist....) Auch 2 Paar Damen Kniestrümpfe aus Perlon tun es meist auch für den Marathon. ( Zieht man komplett über die Laufschuhe)
  • Möglichst weißes langärmeliges Laufhemd für den Marathon
  • Cremes oder Hirschtalg gegen "Wolf" o. ä.
  • Seife, Zahnputzutensilien
  • 3 Handtücher, wobei es sehr leichte in Outdoor Läden gibt.
  • Leichter Schlafsack, da unterwegs übernachtet wird, wenn man an der Karawane teilnimmt.
  • Feuchtreinigungstücher z. Bsp. Firma Coolike( haben sich sehr bewährt, da Wasser zum Waschen knapp ist).
  • Feuchtes Toilettenpapier( gibt es einzeln verpackt)gerade nach dem Laufen sinnvoll , da meistens auch Kamille mit dabei ist.
  • Einweg-Overall (kein Muss!!)(wird als Schutzanzug für Kanalarbeiter verwendet, ist fast immer weiß und hält schön warm und den Wind ab) nur optional bei der Karawane.
  • Kleines Nähzeug( aus Hotels) zur Reparatur beim Ultralauf.
  • Weiterhin hat sich das Mitnehmen einer Rolle Leukotape (5cm) bewährt. Damit kann man seine Blasen abkleben , aber auch Reparaturen an seinen Ausrüstungsgegenständen durchführen.
  • Schreibzeug und Notizbuch (da man nicht mal schnell Stifte erwerben kann und Adressenaustausch stattfindet)
  • Die Liste erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Jeder sollte seine persönlichen Dinge aber minimieren. In den Camps kann man nicht alles erwerben und Nachkaufen gestaltet sich schwierig.

Zu den Gastgeschenken:

Das Wichtigste sind viele, viele Bonbons. Es gibt Großpackungen als Kilo Ware für wenig Geld. Es werden uns überall viele Kinder folgen und das Wort "CARAMELLOS" gehört dazu. Die Kinder freuen sich sehr, wenn sie dann etwas Süßes bekommen, da in ihren Flüchtlingsrationen so etwas natürlich nicht vorkommt.

Honig, Süßigkeiten für Erwachsene, Thunfisch in Dosen, Heringskonserven in Tomatensauce, Kaffee, Kosmetikartikel, warme Kleidung aber auch Kinderkleidung, Schulartikel , Schreib- und Malsachen, Stofftiere und kleines Spielzeug sind alles sehr beliebte Gastgeschenke.

Im Januar werden die Visumanträge gestellt. Mehr darüber folgt im 2. Rundschreiben.

Mit Sportlichen Grüßen,

Holger und Ulrike Finkernagel


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