Vom Glück, in Basel anzukommen
Bestandene Lang- und Ultraläufer gewannen den siebten Swiss Jura Marathon, den längsten Berglauf Europas. Das Ziel in Basel sahen am Ende 110 der 129 Athleten, die in Genf gestartet waren.

Nach 323 Kilometern wieder mit der Familie vereint: Jacqueline Keller am Ziel mit ihren Kindern Sefanie (11) und Samuel (8). Fotos Rolf Dürr
Im Gesamtklassement Zweiter: Iwan Knechtle, freudig stralend. Der Gesamtsieger: Arno Schneider, ebenfalls freudig stralend.

Basel. Zufriedene Gesichter zuhauf sah man am vergangenen Samstag zur Mittagszeit auf der Barfüsserplatz. Ab und zu war das freudige Strahlen der Glücklichen zwar vermischt mit einem leisen Ausdruck des Schmerzes. Das ist jedoch mehr als verständlich, wenn man vor Augen führt, was jeder Einzelne, der da durchs Ziel lief, seit vergangenem Sonntag vollbracht hatte.

323 Kilometer und mehr als 8000 Höhenmeter hatten die insgesamt 110 Läufer und Läuferinnen, die den siebten Swiss Jura Marathon von Genf nach Basel zu ende liefen, soeben zurückgelegt - zwischen 37 und 53 Kilometer waren es pro tag. Angesichts dieser hoher Anforderungen überrascht es nicht, dass am Ende bestandene Langstreckenspezialisten die Klassemente anführten.

Bei den Männern hiess der Sieger Arno Schneider. Der 36-jährige Mosnanger befindet sich in dieser Saison in hervorragender Form, wovon nebst dem Erfolg in Basel ein 2. Platz. am 100-Kilometer-Lauf von biel zeugt. Schneider siegte mit beinahe neun Minuten Vorsprung auf Iwan Knechtle aus appenzell. Dritter wurde Peter Gschwend (48), der erfolgreichste Lang- und Ultrastreckler des Teilnehmerfeldes. Der Olympiateilnehmer von 1988, der unter aderem auch den Alpine Marathon von Davos gewonnen hat, siegte erst unlängst am Winterthurer Marathon, obwohl er sich beim Start verspätet und das Rennen mit einem Rückstand in Angriff genommen hatte. Nicht bis nach Basel kam der lange führende Hans Schnyder aus Erlinsbach, der auf der zweitletzten Etappe einen Einen Einbruch erlitt und demoralisiert aufgab.

Jacqueline Keller unangefochten

Einen Start-Ziel-Zieg landete die Gebensdorferin Jacqueline Keller, die für die Strecke 33 Stunden 36 Minuten benötigte. Die 38-jährige zweifache Mutter, die ebenfalls bereits den Alpine Marathon von Davos gewonnen hat, litt von Anfang an unter Achillessehnen-Beschwerden, so dass jeder Tag "zur Lotterie" wurde. "Dank der grossartigen Unterstützung der Zuschauer habe ich jedoch durchgehalten", freute sich Keller am Ziel, wo sie von ihrer Familie freudig empfangen wurde.

Ob Keller, die für ihren Sieg wie Arno Schneider 1500 Franken Preisgeld kassiert, auch nächstes Jahr wieder am Start sein wird, wusste sie noch nicht. Denn der Swiss Jura Marathon wird jedes zweite Jahr - und somit auch 2001 - als reiner Erlebnislauf organisiert, ohne einzelranglisten. "Der AUfwand für die Zeitnahme ist zu gross, als dass wir den Anlass jedes Jahr als Wettkampf durchführen könnten", sagt Organisator Urs Schüpbach.

Ein frierender Peruaner

Einhellig von allen Athleten gelobt wurde die solidarität unter den Läufern. Aus zehn Nationen kamen die 129 Teilnehmer, die in Genf an den Start gingen. Einer kam gar eigens aus Peru in die Schweiz. Für ihn war der Marathon allerdings auf dem Passwang zu Ende: Die tiefen Temperaturen, die dort oben herrschten, setzten ihm derart zu, dass er am Ende entkräftet aufgab. Andreas W. Schmid